Hund und Gewitter – das passt häufig nicht gut zusammen. Viele Hunde fürchten das Grummeln des Donners und reagieren bereits sehr früh mit Stress und Angst. Gerade in der Sommerzeit treten vermehrt Hitzegewitter auf und so nimmt auch der Stresslevel für Vierbeiner zu. Wir haben für Dich die besten Tipps, wie Du Deinem Hund mehr Entspannung in dieser Zeit bieten und ihn schon langfristig darauf vorbereiten kannst.
Hund und Gewitter – warum hat mein Hund Angst?
Jeder Hund zeigt Angst und Stress anders: Der eine verkriecht sich unter dem Bett, er jault oder zittert, und wirkt apathisch. Der andere reagiert mit Angriff nach vorne: Er bellt und regt sich fürchterlich auf. Keine der eben genannten Varianten ist für Deinen Hund angenehm und ist anstrengend für Deinen Hund.
Forschungen konnten bisher nicht belegen, warum so viele Hunde Angst vor Gewitter haben. Aber die Gründe sind nicht selten individuell:
So kann Dein Hund eine schlechte Verknüpfung eines Geräusches gemacht haben und er wird durch das Donnergrollen daran erinnert. Auch könnte die Mutter Deines Hundes bereits ängstlich auf Gewitter reagiert haben und Dein Hund hat diese Verhaltensweise von ihr übernommen.
Sehr häufig wirkt sich aber auch Dein Verhalten auf das Deines Vierbeiners aus: Du könntest Dich selbst unwohl bei Gewitter fühlen oder anders reagieren – auch unterbewusst. Da unsere Fellnasen unglaublich empathisch sind, reagieren sie natürlich auch darauf.
Vielleicht hast Du ja auch eine Angst und kannst Dir nicht erklären, woher Du diese hast? Ich habe zum Beispiel fürchterliche Höhenangst. Mir ist nie etwas passiert, doch ich kriege unvorstellbare Panikattacken!
Was ist Angst und wann entsteht sie?
Angst ist ein ganz natürlicher Prozess. Es ist ein Schutzmechanismus, der vor Urzeiten entstand. Angst schützt uns vor Gefahren. Haben wir Angst, schüttet unser Körper und der unserer Hunde, Adrenalin und Noradrenalin aus. Hierdurch sind wir leistungsbereiter und widerstandsfähiger – ohne Angst hätte keine Tierart und auch nicht der Mensch überleben können. Das Herz schlägt dann schneller und im Blut wird mehr Sauerstoff gebunden. Hierdurch könnte Dein Hund im Zweifel schneller fließen oder sich besser verteidigen. Aber Du kennst es vielleicht von Deinem Hund oder Dir selbst, was Angst mit Dir machen kann, denn Angst wirkt sich nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Psyche aus. Angst zu haben ist anstrengend und ermüdend.
Meistens entsteht eine generelle Angst vor etwas bereits sehr früh – bereits vor der Pubertät beim Hund. Deswegen solltest Du unbedingt auch bei den ersten Anzeichen bei Deinem Vierbeiner dagegen antrainieren. Denn Ängste verschlimmern sich ohne Zutun meist. Ein gutes Beispiel ist auch die Angst bei Silvester: Während jüngere Hunde häufig kaum Ängste zeigen, nimmt dies mit dem Alter zu.
Was sollte ich generell beachten, wenn mein Hund Angst hat?
Bevor wir Dir nun die besten Tipps für ein Training bei Angst vor Gewitter geben, möchten wir noch auf ein paar ganz wichtige Dinge hinweisen.
Hat ein Hund Angst, ist er nicht mehr gut ansprechbar. Viele Hunde bewegen sich dann wie in einem Tunnel. Das bedeutet, dass sie auch nicht mehr abrufbar sind. Hunde, die ansonsten zuverlässig bei Dir bleiben, könnten aus Panik fliehen und sich nicht mehr einfangen lassen. Das bedeutet: Sichere Deinen Hund! Gerade Angsthunde solltest Du doppelt sichern: Leine ihn an einem Halsband und an einem gut sitzenden Brustgeschirr an. Es gibt zudem spezielle Sicherheitsgeschirre, die einen weiteren Bauchgurt haben.
Selbst wenn sich Dein Hund in einer panischen Reaktion aus dem Halsband oder dem Geschirr ziehen sollte, hast Du noch eine zweite Sicherheit.
Außerdem solltest Du darauf achten, dass Du Deinem Hund nicht zu viel zumutest. Auch wenn Dein die Angst für Dich unbegründet erscheint, so versetze Dich in Deinen Hund hinein: Angst ist und bleibt Angst!
Häufig merken Hunde ein Gewitter schon wesentlich früher als wir. Also achte bei Gewittergefahr genau auf Deinen Hund und lasse ihn im Zweifel lieber angeleint, wenn Du Dir nicht sicher bist. Spätestens aber, wenn Du ein auffälliges Verhalten bemerkst, solltest Du ihn beim kleinsten Anzeichen zu Dir rufen und sichern.
Gewitter – die besten Tipps bei Gewitterangst beim Hund
Vergiss nie: Nach dem Gewitter ist vor dem Gewitter. Das bedeutet, dass es nichts bringt, einen Training zu beginnen, wenn ein Gewitter bereits voll im Gange ist und Dein Hund bereits vollkommen im Stress gefangen ist! Du solltest also ruhige Zeiten nutzen, um Deinem Hund Sicherheit zu geben und Verhaltensweisen zu implementieren. Wie Du das genau aufbauen kannst, zeigen wir Dir gleich auf. Vorab aber zwei „erste-Hilfe-Tipps“, wenn Du gerade jetzt mit Deinem Hund zu Hause sitzt und ein Gewitter über Euch hinein bricht.
Erste-Hilfe bei Gewitterangst
Biete Deinem Hund einen Rückzugsort. Das kann unter dem Bett oder unter dem Sofa sein. Wenn Dein Hund gerne unter einer Decke liegt, ist auch das in Ordnung. Alternativ kannst Du auch eine Hundebox aufstellen oder aber einen großen Karton nutzen. Zusätzlich kannst Du auch das Zimmer abdunkeln. Hast Du Rollläden, lasse diese runter. Ansonsten kannst Du auch Vorhänge zuziehen.
Du kannst auch mal ein sogenanntes Thundershirt testen. Dies ist ein eng anliegendes T-Shirt für Hunde. Es übt ganz sanften Druck auf den Körper Deines Hundes aus. Hierdurch fühlt sich Dein Hund geborgener und kann besser entspannen.
Verhalte Dich möglichst normal. Sucht Dein Hund Deine Nähe, ist das vollkommen in Ordnung. Er darf bei Dir Schutz suchen! Wenn er sich durch Deine Stimme beruhigen lässt, dann darfst Du auch gerne mit ihm reden. Einige Hunde beruhigen sich bei Körperkontakt. Für andere Hunde ist es wiederum besser, wenn Du aufgeregtes Verhalten ignorierst und Dich selbst einfach ganz ruhig hinlegst. Schaue, was für Deinen Hund besser ist und verlasse Dich auf Dein Gefühl.
Ein weiterer guter Tipp im Fall der Fälle ist das Übertönen der Geräusche vom Gewitter. Du kannst also den Fernseher anmachen oder das Radio laufen lassen. Natürlich solltest Du darauf achten, dass Dein Hund hierdurch nicht zusätzlich gestresst wird. Manche Hunde lassen auch ihre Ohren gut bedecken – dies kann also auch hilfreich sein.
Ist Dein Hund noch ansprechbar? Dann kannst Du dies versuchen
Viele Hunde nehmen bei Stress wegen eines Gewitters kein Futter mehr an. Sollte Dein Hund aber nach wie vor dafür empfänglich sein, kann es ihn entspannen, wenn er etwas lecken kann. Hier sind zum Beispiel Leckmatten oder andere Futterspielzeuge geeignet. Du kannst sie sehr gut vorbereiten mit Hundeeis oder anderen leckeren Füllungen. Lecken beruhigt und entspannt. Auch ein Kauknochen kann helfen, wenn Dein Hund damit beschäftigt ist.
Wenn Dein Hund noch empfänglich ist, kannst Du ihn ablenken: Du kannst Hundetricks machen, Suchspiele in der Wohnung oder andere Intelligenzspiele.
Vorbereitendes Training für Hunde bei Angst vor Gewitter
Du kannst unglaublich viel im Voraus tun, um die Angst Deines Hundes bei Gewitter zu lindern. Hierbei solltest Du gezielt Ruhe konditionieren. Das geht auf unterschiedliche Wege. Ich habe für meine Hündin den Weg der Konditionierung eines Dufts entdeckt. Dies hat uns auch bereits große Dienste beim Allein-Sein-Training geleistet. Bevor ich Dir erkläre, wie ich das gemacht habe, möchte ich Dir aber noch kurz einen Einblick auf andere mögliche Trainingsansätze geben:
- Deckentraining – hierbei lernt Dein Hund, Ruhe mit einem bestimmten Ort, zum Beispiel einer Decke, zu verbinden. Dieses ist nicht nur bei Gewitter hilfreich, sondern auch im Urlaub oder beim Besuch von Cafès und Restaurants
- Konditionierung eines Entspannungsworts: Hierbei lernt Dein Hund, dass ein bestimmtes Wort für Entspannung steht. Das klingt vielleicht für Dich etwas komisch, aber wenn Du dieses lange aufbaust, funktioniert es tatsächlich
- Alternativverhalten aufbauen: Du kannst Deinem Hund beibringen, in bestimmten Situationen ein alternatives Verhalten zu zeigen. Natürlich bedarf auch diese Möglichkeit ein langes Training
Übrigens: Sollte die Angst so schlimm sein, dass Du über Medikamente nachdenkst, sprich vorher unbedingt mit einem kompetenten Tierarzt und einem Verhaltenstherapeuten. Viele Medikamente nehmen Deinem Hund nicht die Angst, sondern vermindern nur die Symptome! Dies ist also nicht immer unbedingt die beste Lösung!
Entspannung bei Gewitter durch einen Duft konditionieren
Diese Möglichkeit habe ich erst vor wenigen Monaten für meine Hündin entdeckt und ich bin immer noch verwundert, warum es so selten Anwendung findet. Bei uns funktioniert es unfassbar gut! Natürlich ist die Konditionierung eines Duftes zur Entspannung kein Wunder- oder Allheilmittel, aber bei einer langen Aufbauzeit kann es Wunder wirken.
Ziel ist es, dass Dein Hund einen bestimmten Duft mit Entspannung verknüpft. Verschiedene Düfte sind hierfür geeignet. Auf dem Markt gibt es einige No-Stress-Sprays für Hunde. Du kannst aber auch beispielsweise Bio-Lavendelöl nutzen. Bevor Du los legst, musst Du unbedingt testen, ob Dein Hund den Duft im wahrsten Sinne des Wortes riechen kann: Lasse ihn daran schnüffeln und prüfe sein Verhalten. Zeigt er ein starkes Meideverhalten, ist es er falsche Duft für Deinen Hund.
So baust Du das Training auf
Am Anfang soll Dein Hund immer dann den Geruch riechen, wenn er entspannt ist und schläft. Ich habe ein No-Stress-Spray genutzt und dieses auf ein Bandana gesprüht. Dieses habe ich meiner Hündin Mira vor dem Schlafen gehen umgemacht. Somit hatte sie den Duft immer beim Schlafen in der Nase. Die Konditionierung solltest Du mindestens vier Wochen jede Nacht wiederholen. Du kannst auch das Hundebett einsprühen oder die Hundebox, wenn Du eine nutzt.
Achte darauf, dass Dein Hund den Geruch auch wirklich nur dann riecht, wenn er auch wirklich entspannt ist und schläft! Das ist immens wichtig!
Durch die häufigen Wiederholungen wird Dein Hund nun den Geruch mit Ruhe verbinden. Sollte nun ein Gewitter aufziehen, kannst Du Deinem Hund das Tuch mit dem Duft anziehen und schauen, ob es Deinem Hund genauso viel hilft wie bei uns. Die Konditionierung eines Dufts kannst Du auch bei Silvesterangst oder Trennungsängsten sehr gut einsetzen.
Übrigens: Du musst die Konditionierung immer wieder „auffrischen“. Also lasse Deinen Hund auch nachts immer mal wieder den Duft riechen.
Fazit: Hund hat Angst bei Gewitter – was soll ich tun?
Wie Du siehst, ist Angst ein ganz natürlicher Prozess. Allerdings solltest Du schon früh anfangen, „dagegen an zu trainieren“, da sich Ängste in den meisten Fällen verstärken. Wenn jemand Dir sagt, Du sollst Deinen Hund bei Gewitter nicht betüdeln, Du aber genau weißt, dass es ihm hilft, dann lass Dir bitte nicht rein reden. Jeder Hund geht anders mit Ängsten um und jedem Vierbeiner hilft auch eine andere Methode.
Wichtig ist nur, dass Du seine Ängste ernst nimmst und die Möglichkeit nutzt, immer wieder an diesen Ängsten zu arbeiten. Biete Deinem Hund zudem Sicherheit und einen ruhigen Ort, an dem er sich zurück ziehen kann.
Draußen gilt: Sicherheit geht vor! Also sichere Deinen Hund unbedingt gut – am besten sogar doppelt!
Hast Du Fragen zu diesem Thema oder eigene Erfahrungen? Dann würden wir uns sehr freuen, wenn Du uns ein Kommentar hinterlässt und davon berichtest.
Bildnachweise: Depositphotos.com 322154274_s-2019, Depositphotos_311512630_s-2019 und Depositphotos_159547574_s-2019
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