Einige Verhaltensweisen unserer Hunde betrachten wir als störend. Gerade, wenn Kinder oder generell unsichere Menschen im Spiel sind, kann das auch schnell gefährlich werden. Daher solltest Du Deinem hund das Anspringen abgewöhnen. Wir erklären Dir, warum Hunde dieses Verhalten zeigen und wie Du es Deinem Vierbeiner in wenigen Schritten abgewöhnen kannst.
Warum sollte ich meinem Hund das Anspringen abgewöhnen?
Inhaltsverzeichnis
Vielleicht fragst Du Dich nun, warum Du Deinem Hund das Anspringen abgewöhnen solltest. Es ist doch so niedlich? Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen birgt dieses Verhalten durchaus eine Gefahr. Vielleicht nicht direkt für erwachsene Menschen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Aber durchaus für Kinder, die vom Schwung Deines Hundes umgeworfen werden könnten. Auch ältere und gebrechliche Menschen sind gefährdet.
Einige Menschen haben auch einfach Angst vor Hunden. Selbst wenn Dein Hund in freundlicher Absicht kommt, ist es nicht fair diesen Menschen gegenüber. Denn wie Du sicherlich weißt, ist Angst subjektiv. Jeder hat andere Ängste und da hilft es nichts, wenn Du sagst „Mein Hund tut nichts!“. Vielleicht hat dieser Mensch schon mal schlechte Erfahrungen gemacht. Vielleicht trägt er auch gerade gute Kleidung, weil er noch einen wichtigen Termin hat.
Egal, was die Gründe dafür sind: Dein Hund sollte keine Menschen anspringen, auch wenn es durchaus zu seinem normalen Verhalten gehören kann.
Warum springen Hunde Menschen an?
Lass uns direkt mal einen Blick auf die Gründe werfen, warum Hunde Menschen anspringen. Denn diese können durchaus unterschiedlich sein. Manchmal treffen auch mehrere Gründe auf ein Mal zu.
Einige Hunde wollen durch das Anspringen Aufmerksamkeit erreichen. Hat Dein Hund die Erfahrung gemacht, dass er durch das Anspringen beachtet wird, wird er das Verhalten häufiger zeigen, um genau diese Reaktion wieder von Dir oder anderen Personen zu erhalten.
Natürlich kann das Anspringen von Menschen auch Freude sein. Sie sind aufgeregt und voller Energie und kanalisieren es durch dieses Verhalten. Das kann zum Beispiel sein, wenn sie Dich oder andere Menschen sehen. Aber auch, wenn ihr Euch für den Spaziergang vorbereitet, Du Leckerli oder Futter in der Hand hast oder es im Spiel aus Übermut passiert.
Was aus Spaß an der Freude begann, kann auch in respektloses Verhalten übergehen. So versuchen manche Vierbeiner den Menschen damit einzugrenzen und zu korrigieren. Sie versperren Dir dann zum Teil auch den Weg. Es kann also durchaus sein, dass Dein Hund Dich testen möchte und Distanzlosigkeit zeigt. Er sagt Dir: „Mach gefälligst schneller! Und da, wo es nicht glatt ist, kannst Du auch laufen!“.
Das Anspringen kann aber auch aufgrund eines Urinstinkts Deines Vierbeiners vorkommen. Denn Welpen zeigen dieses Verhalten auch bei ihrer Mutter oder anderen ranghören Tieren. Mit dem Hochspringen ans Maul und dem Lecken der Lefzen versuchen sie zu Beschwichtigen. Das Verhalten gehört dementsprechend auch zu den sogenannten Calming Signals (Beschwichtigungssignale). Und da Menschen in den meisten Fällen größer sind als ihre Fellnasen, versuchen Hunde den Größenunterschied durch das Hochspringen zu verringern.
Hund das Anspringen abgewöhnen: Er ist doch noch ein Welpe!
Viele Hundebesitzer unterbinden dieses Verhalten beim Welpen nicht. Der arme kleine Welpe will doch nur spielen. Aber genau darin liegt die eigentliche Ursache des Problems. Dein Hund lernt schon früh, dass er mit dieser Verhaltensweise durchkommt. Es prägt sich bei ihm ein und durch jede Bestätigung wird er das Verhalten wieder und wieder zeigen. Ist der Welpe dann aber auf ein Mal gar nicht mehr so klein, fängt es an zu stören.
Selbstverständlich kannst Du Deinem Hund das Anspringen auch noch im Erwachsenenalter abgewöhnen. Aber es ist deutlich leichter, wenn Du es gar nicht erst so weit kommen lässt und bereits Deinem Welpen beibringst, das Anspringen tabu ist.
Hund das Anspringen abgewöhnen – 5 Trainingstipps, die Du beachten solltest
Damit Du Deinem Hund das Anspringen abgewöhnen kannst, solltest Du einige Grundregeln beachten. Das gilt für Welpen als auch für Junghunde bzw. erwachsene Hunde. Hierbei ist Konsequenz in der Hundeerziehung besonders wichtig. Dein Hund soll sich auf diese Regeln verlassen können. Daher solltest Du folgende Punkte beachten.
Beziehe Freunde und Familie in Dein Training mit ein
Wer kennt es nicht: Du möchtest Deinem Hund etwas beibringen oder eben abgewöhnen, doch irgendjemand in der Familie oder im Freundeskreis boykottiert Dein Training. Das ist nicht immer absichtlich, aber durchaus störend. Daher solltest Du unbedingt alle Beteilligten mit einbeziehen. Nur wenn ihr an einem gemeinsamen Strang zieht, kann das Training auch Erfolg haben.
Zwar können Hunde durchaus unterscheiden, bei wem sie was dürfen (und bei wem eben nicht), allerdings wird es Dich in Deinen Trainingsbemühungen durchaus nach hinten werfen.
Sofern jemand nicht bereit ist, Dich beim Training zu unterstützen, solltest Du durchaus überlegen, den Kontakt zu Deinem Hund (vorübergehend) zu verbieten.
Achte auf das Einhalten gewisser Regeln beim Hundetraining
Hierbei bist Du gefragt, denn die Frage ist, wann Dein Hund dieses Verhalten zeigt. Sofern er es nur in einer bestimmten Situation zeigt, solltest Du hierfür Regeln einführen. Um Dir ein paar Beispiele zu nennen:
Springt Dein Hund Dich beim Spiel an, beginnt das Spiel erst, wenn er ruhig liegt. Er soll somit auf Deine Freigabe warten. Das ist auch eine tolle Übung in Sachen Frustrationstoleranz und Impulskontrolle.
Wenn Du Deinem Hund das Anspringen abgewöhnen willst, wenn Du nach Hause kommst und er Dich begrüßt, solltest Du Deinen Hund nicht überbeschwenglich begrüßen. Bringe ihm bei, dass er sich erst ruhig verhalten muss, bevor er von Dir begrüßt wird. Führe also ein neues Begrüßungsritual ein. Hunde gewöhnen sich schnell an neue Rituale, wenn Du sie konsequent durchziehst.
Auch bei der Futtergabe kann Dein Hund lernen, dass er erst etwas zu Fressen bekommt, wenn er sich zum Beispiel hingelegt hat.
Übe bereits im Welpenalter, dass Anspringen nicht gewünscht ist
Wie bereits weiter oben beschrieben, ist es hilfreich, wenn Du von Anfang an darauf achtest, dass sich Dein Hund dieses Verhalten gar nicht erst angewöhnt. Egal, wie niedlich er dabei ist: Ignoriere ihn bei diesem Verhalten einfach. Somit lernt Dein Vierbeiner sehr schnell, dass dieses Verhalten keinen Erfolg bringt und wird es in Zukunft unterlassen.
Wichtig ist hierbei, dass auch alle anderen in Deiner Familie und im Freundeskreis sich daran halten. Das stellt häufig die größte Herausforderung dar, denn der Welpe ist doch auch einfach zu niedlich.
Hund das Anspringen abgewöhnen – weitere Trainingstipps
In den meisten Fällen ist eine sehr einfache Trainingsvariante, dass Du Deinen Hund bei dem entsprechenden Verhalten ignorierst. Wende Dich von ihm ab und beachte ihn nicht. Wichtig ist, dass Du auch bitte nicht mit ihm redest. Denn auch ein „Nein“ oder „Aus“ ist eine Reaktion und Bestätigung, da Du Deinem Hund Aufmerksamkeit schenkst.
Erst, wenn Dein Hund sich beruhigt hat, kannst Du wieder mit ihm interagieren. Sofern er Dich wieder anspringt, wiederholst Du das Ganze. Und zugegeben: Bei manchen Hunden musst Du echt einen langen Atem haben.
Hund springt Dich oder Besucher an und ist dabei sehr resolut
Nun ist es aber bei manchen Hunden gar nicht so einfach, sie zu ignorieren. Sie sind so penetrant oder vielleicht auch stark, dass es Dir und anderen einfach nicht möglich ist, dieses Verhalten zu ignorieren.
In diesem Fall solltest Du unbedingt darauf achten, dass Dein Hund möglichst gar nicht die Chance bekommt, andere anzuspringen. Wenn Du also Besuch erwartest, solltest Du Deinen Hund sichern. Entweder Du bindest ihn fest oder sorgst dafür, dass er auf einer Decke (Stichwort: Deckentraining) oder in einer Box wartet. Er sollte erst dann den Besuch begrüßen dürfen, wenn sein Erregungslevel niedrig ist. Hierdurch verhinderst Du, dass er vor Aufregung Menschen anspringt. Aber auch Dein Besuch sollte lernen, Deinen Hund nicht überschwenglich zu begrüßen oder andauernd anzusprechen und zu locken.
Lasse Deinen Hund Besuch nicht an der Tür begrüßen
Vieles steht und fällt mit dem Erregungslevel Deines Hundes. Es klingelt an der Tür und Dein Hund läuft aufgeregt hin. Er weiß, dass nun etwas spannendes passiert. In dieser Erregungslage ist es sehr wahrscheinlich, dass er auch den Besucher anspringt.
Daher solltest Du darauf achten, dass Dein Hund den Besuch gar nicht erst an der Tür begrüßt. Bringe ihm bei, in sein Körbchen oder auf seine Decke zu gehen und dort zu warten. In unserem Beitrag Deckentraining (haben wir Dir im vorangegangenen Abschnitt verlinkt) erfährst Du, wie Du es Deinem Hund beibringen kannst.
Alternative: Die Sitzdose
Nicht bei allen Hunden führt das Ignorieren zum Erfolg. und vielleicht ist es für Dich aus bestimmten Gründen auch nicht möglich, dass Dein Hund wartet, wenn es an der Tür klingelt. Zudem müssen sich wie gesagt alle Beteiligten an Deine Regeln halten. Daher ist es in manchen Fällen einfacher, wenn Du gezielt ein Alternativverhalten konditionierst. Hiermit kannst Du Deinem Hund das Anspringen zwar im ersten Schritt nur in bestimmten Situationen beibringen. Aber häufig verknüpfen Hunde es dann auch mit anderen Situationen.
Hierfür kannst Du eine Sitz-Dose vorbereiten. Das häufigste Problem ist nämlich, dass Hunde Besucher an der Tür anspringen. Stelle nun die Dose an die Tür und bitte einige Freunde, mit Dir zu trainieren.
Am besten leinst Du Deinen Hund in den ersten Trainingseinheiten an. Hierdurch kannst Du dafür Sorgen, dass Dein Hund kein Erfolgserlebnis in Sachen Anspringen hat. Briefe Deine Trainingshelfer gut. Sie müssen den Hund so lange ignorieren bis er sitzt.
Sobald er sitzt, darf der Besucher ihm einen Keks aus der Sitz-Dose geben. Die Sitz-Dose solltest Du nun immer an der Eingangstür stehen haben und jedes positive Verhalten bestätigen.
Achte aber bitte unbedingt auf das Timing. Eine Belohnung zum falschen Zeitpunkt kann Dich im Training wieder zurückwerfen.
Fazit: Hund das Anspringen abgewöhnen ist möglich, benötigt aber Geduld
Wir Menschen wünschen uns immer, dass es einfach einen Knopf gibt, mit dem wir unerwünschtes Verhalten beim Hund ausknipsen können. Doch das gibt es natürlich nicht. Die Zauberworte sind Geduld, Konsequenz, Timing und Zeit. Du musst unbedingt dran bleiben, auch wenn es manchmal frustrierend sein kann. Außerdem sind auch Rückschritte im Training normal und sollten Dich nicht demotivieren.
Hundetraining erfolgt meist in Wellen. Anfangs wirst Du einen starken Wellengang haben: Auf und ab, auf und ab. Aber was ich Dir aus eigener Erfahrung sagen kann: Wenn Du dran bleibst, werden die Wellen von Mal zu Mal flacher – bis irgendwann die See ganz seicht ist.
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