Haben Sie schon einmal vom Cushing Syndrom beim Hund gehört? Ja? Und können Sie auch erklären, worum es sich dabei genau handelt? Gut, denn genau dafür sind wir heute mit diesem Artikel bei Ihnen, um Licht ins Dunkel um das Cushing Syndrom zu bringen.

Die klassische Definition

Den Namen erhielt das Cushing Syndrom von seinem Entdecker – Harvey Williams Cushing. Kurz gesagt handelt es sich dabei um eine hormonell bedingte Störung der Nebennierenrinde. Permanent wird vermehrt Cortisol ausgeschüttet. Dadurch verlieren die betroffenen Tiere vermehrt Fell, nehmen dafür aber an Gewicht zu. Das Cushing Syndrom kann wie Rüden genauso befallen wie Hündinnen, auch wenn prozentual gesehen eher Hündinnen daran erkranken.

Ein etwas intensiverer Blick auf das Cushing Syndrom

Für gewöhnlich trifft es erst Hunde ab einem Alter von 8 Jahren. Jüngere Tiere sind davon verschont. Verschiedene Hunderassen haben eine Disposition, diese Erkrankung zu bekommen. Hierzu gehören der Dackel, der Terrier, der Boxer und der Pudel.

Eine Disposition zu haben, bedeutet nicht automatisch, dass diese Krankheit bei allen Tieren dieser Hunderasse auch ausbrechen muss. Lediglich die Veranlagung ist vorhanden. Vergleicht man diese Zahlen allerdings mit anderen Hunderassen, so ist die Zahl der erkrankten Tiere bei den genannten Rassen deutlich höher.

Wir kennen das Cortisol als so genanntes „Stresshormon“. Es wird im Körper gebildet und in Stresssituationen ganz natürlich an den Organismus abgegeben. Damit dieser Prozess in Gang gesetzt werden kann, wird ein gesunder Hypothalamus benötigt.

Man nennt den Hypothalamus auch die Schaltzentrale des vegetativen Nervensystems. Dort wird das CRH, das Corticotrope Releasing Hormon, produziert, welches sich direkt auf die Hypophyse auswirkt. Aufgrund dieses hormonellen Impulses bildet diese ACTH (Adenocorticotrope Hormon). Dieses beeinflusst die Nebennierenrinde und löst die Produktion von Cortisol aus.

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Nun wissen wir zwar, wie Cushing ausgelöst wird. Aber eigentlich tappen wir immer noch ganz schön im Dunkeln. Denn genau genommen können noch weitere Ursachen hierfür in die Waagschale geworfen werden.

  • Die meisten Fälle vom Cushing Syndrom werden durch einen, oftmals gutartigen Tumor an der Hypophyse ausgelöst. Durch den Tumor produziert sie vermehrt ACTH, was folgend zu einer überhöhten Cortisolproduktion führt.
  • In sehr seltenen Fällen handelt es sich um einen Tumor, der sich direkt in der Nebennierenrinde befindet. In diesem Fall wird das Cortisol nicht nur vermehrt, sondern vielmehr unkontrolliert produziert.
  • Es gibt Behandlungsmethoden, die das Verabreichen von Cortisol oder ACTH beinhalten. Diese außergewöhnlichen Gaben werden ebenfalls zu einer entsprechenden Reaktion der Nebennierenrinde führen und so das Cushing Syndrom herbeiführen.

Beschreibung des Cushing Syndroms

Das Cushing Syndrom zeichnet sich durch diverse, klar zu zuordnende Symptome aus. Allerdings kommen sie nicht immer zum Ausbruch. Meistens hat der Hund ein oder zwei Symptome des Syndroms, die offensichtlich zum Vorschein treten. Andere können unsichtbar vorhanden sein, ohne dass wir sie tatsächlich wahrnehmen können.

  • Gesteigerter Appetit, bis hin zur Fresssucht. Es wird förmlich alles gefressen.
  • Übermäßiger Durst; er wird nach Möglichkeit sofort und ausreichend gestillt. Das viele Trinken führt in Folge zu verstärktem Drang, Harn absetzen zu müssen sowie in ganz schweren Fällen sogar zur Inkontinenz.
  • Fell und Haut des Tieres sind ebenfalls betroffen. Es bildet sich die so genannte Pergamenthaut. In anderen Fällen kommt es zu extrem fettiger oder pickeliger Haut. Es besteht auch die Option, dass die Haut sich sehr dunkel verfärbt. Mit dem Haarausfall haben wir DAS Symptom erreicht, das am häufigsten auftritt. Kommt es nicht zum Haarausfall, kann es doch dazu kommen, dass das Fell stark ausdünnt und nicht wieder nachwächst. Das Symptom des Haarausfalls hingegen führt dazu, dass das Haarkleid permanent und in verstärktem Tempo nachwächst bzw. ausgewechselt wird. Dieses Phänomen tritt insbesondere am Rumpf auf. Man spricht von einer generellen Fellwachstumsstörung, da das Fell in unterschiedlicher Weise betroffen sein kann. Zudem ist eine Wundheilungsstörung der Haut zu registrieren. Pilzinfektionen, Entzündungen der Haut oder auch eine starke Neigung zu Blutergüssen können ebenfalls als häufige Symptome gezählt werden.
  • In sehr vielen Fällen kommt es zu einer Rückbildung der Muskulatur. Diese Problematik ist vollkommen unabhängig vom bisherigen Konditionsstatus. Selbst agile, kräftige und lebendige Tiere können von diesem Symptom erfasst und mit einem Male müde, schwach und abgeschlagen sein.
  • Bei Rüden kann eine Hodenverkleinerung vorkommen. Hündinnen zeigen eine verzögerte Hitze bzw. eine ausbleibende Hitze.
  • Im Bereich des Bauches kann es zur Bildung einer so genannten Stammfettsucht kommen.
  • Es besteht die Möglichkeit einer Lebervergrößerung.
  • Das gesamte Skelettsystem kann betroffen sein. So kann es zu Bänderrissen sowie einer Neigung zu Knochenbrüchen kommen.
  • Die Neigung, an Diabetes oder Thrombosen zu erkranken, steigt.
  • Vermehrtes Hecheln kann auftreten.
  • Es besteht die Möglichkeit, dass die Lunge verkalkt.

Das problematische beim Cushing Syndrom ist die Tatsache, dass sich die Auswirkungen auf den Organismus schleichend einstellen. Aus diesem Grunde kann es durchaus sein, dass ein Tier mit unterschiedlichen Symptomen gemäß genau diesen behandelt wird. Solange aber nicht die Ursache einbezogen und möglichst behoben wird, kann die Behandlung der Einzelsymptome keine bleibende Besserung erzielen.

Die Diagnose des Cushing Syndroms

Der Hundebesitzer ist der erste, der bemerkt, dass etwas nicht stimmig ist. Er wird etwa den starken Haarausfall kombiniert mit einem Heißhunger oder dem vermehrten Durst. In Folge sind vermehrtes Kotabsetzen oder sehr häufiges Urinieren zu bemerken. Oftmals ist es eher dieses Symptom, was den Besitzern zuerst auffällt. Daher würde die erste Diagnosestellung, die der Tierarzt ausspricht auf Verdacht erfolgen.

Auch können Blutwerte keine konkrete Diagnose hervorbringen. Denn jeder Hund, egal ob gesund oder krank, weist täglich schwankende Cortisolwerte auf. Somit kann dieser Wert nicht zur endgültigen Diagnosefindung verwendet werden.

Dennoch ist es letztlich ein recht aufwendiger Bluttest, der zur vollständigen Diagnose führt. Er zieht sich über einige Stunden hin. Deshalb wird man meist vom Tierarzt gebeten, den Hund während dieser Zeit in der Praxis zu lassen, um ihn nach Beendigung der Tests wieder einzusammeln.

Cushing Syndrom beim Hund: Diagnose vom Tierarzt | Foto: SergPoznanskiy / Depositphotos.com

Es handelt sich um zwei verschiedene Verfahren. Bei beiden werden synthetische Hormone verabreicht. Wird nun eine Blutprobe genommen, kann der Tierarzt anhand der Laborergebnisse Rückschlüsse auf die Erkrankung machen. Anhand des Verfahrens, das gerade angewandt wird, kann der Tierarzt konkret sagen, ob es sich um einen Hypophysentumor oder einen Nebennierentumor handelt.

Auch der Harn des Tieres auf eine Cushing-Erkrankung schließen lassen. Dazu bedarf es allerdings des ersten, morgendlichen Harns des Tieres. Eine Aufgabe, vor der viele Besitzer zurückschrecken. Er muss an drei unterschiedlichen Morgen entnommen werden. Ergibt sich drei Mal ein positives Ergebnis, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich tatsächlich um Cushing handelt, sehr groß.

Es ist anzumerken, dass das Cushing Syndrom, verursacht durch einen Nebennierenrindentumor, vermehrt bei größeren Hunden auftritt, während der Tumor im Bereich der Hypophyse eher bei den kleinen Hunderassen vorzufinden ist.

Wie wird das Cushing Syndrom behandelt?

Da die Ursachen unterschiedlich sind, muss die Behandlung von der endgültigen Diagnose abhängig gemacht werden. Das Cushing Syndrom kann nicht mit „versuchen wir mal“ angegangen werden.

Mitunter kann der Tumor der Nebennierenrinde mittels einer Operation entfernt werden. Sollte dieser Eingriff gelingen, so wird sich die Produktion von Cortisol von ganz alleine regulieren. Ob der Tumor tatsächlich entfernt werden kann, ist von seiner Lage und Größe abhängig. Nicht immer kann diese Operation durchgeführt werden.

Grundsätzlich könnte eine Operation auch bei einem Hypophysentumor vorgenommen werden. Doch auch hier sind Lage und Größe entscheidend, ob dies ein Erfolg sein kann oder nicht.

Die Therapie, die am häufigsten angewandt wird, ist die medikamentöse Therapie. Diese allerdings muss dann ein Leben lang angewandt werden. Dies kann nur dann erfolgreich durchgeführt werden, wenn regelmäßige Kontrolluntersuchungen auch tatsächlich eingehalten werden. Bei Bedarf muss die Medikation angepasst werden. Es ist der Cortisolspiegel, der stets überprüft werden muss.

Vermutlich wird der Tierarzt auch verordnen, dass das gesamte Blutbild in regelmäßigen Abständen überprüft wird. Wie bei vielen hormonellen Erkrankungen kann es zu Folgeerkrankungen kommen, die durch das hormonelle Zusammenspiel entstehen.

Ist die Cushing Erkrankung durch eine Cortisonmedikation entstanden, so ist die Lebenserwartung bei einer guten medikamentösen Einstellung sehr gut. Die Voraussetzung ist allerdings, dass die Erkrankung rechtzeitig behandelt wird.

Der Besitzer als Auge des Tierarztes

Eigentlich sollte man voraussetzen können, dass jeder Hundebesitzer seinen Hund so gut wie möglich beobachtet, sodass auch die kleinste Veränderung in seinem Verhalten oder in seiner Gesundheit bemerkt werden kann. Nur wenn dies gegeben ist, kann der Besitzer seinen Hund rechtzeitig einer Behandlung durch den Tierarzt zuführen. Dies gilt natürlich auch für den gesamten weiteren Behandlungszeitraum.

Denken Sie immer daran: „Nichts, was der Hund im Laufe eines Tages tut, passiert einfach nur so, aus Jux und Tollerei.“ Alles, was passiert, hat immer einen Grund.

Was kann passieren, wenn das Cushing Syndrom nicht behandelt wird?

Wird das Cushing Syndrom nicht erkannt oder nicht adäquat behandelt, so können sich die folgenden Erkrankungen als Folge einstellen:

  • Bluthochdruck
  • Diabetes mellitus
  • Thrombosen / Lungenembolie
  • Verschiedene Hauterkrankungen

Grundsätzlich sind dies, abgesehen von den Thrombosen und Embolien, „normale“ Erkrankungen, die jedes Tier treffen könnten. Doch leider würde ihre Behandlung, da die Ursache ja nicht dem regulären Krankheitsbild entspricht, nicht adäquat durchgeführt werden können.

Dies würde bedeuten, dass ein erhöhter Blutdruck auf herkömmliche Weise nicht zu behandeln wäre. Ebenso würde der Diabetes mellitus nicht reguliert werden können. Nicht, weil die normalen Behandlungsmethoden schlecht sind, sondern ganz einfach, weil die Ursache eben eine andere ist als bei normalen Krankheitsbildern.

Wieder einmal ist ersichtlich, dass es stets die Ursache ist, die für eine erfolgreiche Behandlung einer Erkrankung notwendig ist.

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Gesundheit,

Letzte Änderung: 31. Mai 2024